Cats And Dogs
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Annie, meine Annie...
(† 11.05.2012)


Die Sache der Tiere
steht für mich höher
als die Sorge,
mich lächerlich zu machen.
Sie ist unlösbar verknüpft
mit der Sache des Menschen,
und zwar in einem Maße,
dass jede Verbesserung in
unserer Beziehung zur Tierwelt
unfehlbar einen Fortschritt
auf dem Wege zum
menschlichen Glück
bedeuten muss!


Emile Zola

 

 

 

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Ausgewählter Beitrag

Wieder zu Hause

Fast vier Monate ist es her, dass ich mich - gerade dem Tod von der Schippe gesprungen und noch viel zu krank und schwach dazu, eine eigene Meinung zu haben - dazu überreden ließ, mein Bambi weg zu geben.
Weg in eine Familie, die ein Haus mit Garten hat.
Weg zu lieben Menschen, die um ihre Ängstlichkeit wissen, sich darauf einstellen und ihre Neugier nach einer gewissen Eingewöhnungszeit mit Freiheit befriedigen können.
"Du kannst ja deine Tiere im Moment nicht versorgen, das müssen WIR erledigen!" und "Müssen es denn unbedingt VIER Katzen sein? Das Bambi ist doch noch sooo jung und außerdem wäre es doch vieeel besser, wenn sie raus gehen könnte!".... Diese und weitere Argumente haben mein von Tabletten umnebeltes Hirn überzeugt. Ich wollte plötzlich nicht mehr egoistisch sein und die Katze in einem Stadthaus "quälen".

Oft habe ich inzwischen Anrufe bekommen. Alles sei wunderbar, man sähe sie zwar selten (weil ständig irgendwo versteckt, wo genau wusste man in dem "großen" Haus nicht...) - aber wenn sie da sei, würde man mit ihr schmusen können. Nur nach draußen wolle man sie noch nicht lassen, weil sie "nicht auf uns hört, wenn wir sie rufen". 

Eigentlich eine vorkontrollierte Familie. Dachte ich... 
"Sie können ja nicht Auto fahren, dann hole ich sie mal, damit sie sehen, wie gut es der Katze geht!" - höre ich die Dame noch am Telefon zwitschern.
Nachdem sie mir nun den zweiten Termin abgesagt hatte, weil sie mit ihrem Mann verreist sei, am besagten Nachmittag aber sehr wohl zu Hause war (wie ein Anruf von meiner Tierschutzkollegin zeigte), habe ich mich heute Vormittag ohne telefonische Ankündigung mit meiner Nichte auf den Weg gemacht.  
Vorgefunden haben wir etwas, was uns die Sprache verschlagen hat. 

Ja, es ist ein Haus mit Garten - nach hinten raus. Nach vorn gesehen, steht das Haus an einer stark befahrenen Straße. 

Ja, es sind tierliebe Menschen, die sicher keinem Tier absichtlich etwas zuleide tun würden. Aber sie haben mehr als nur das Problem der mangelhaften Verräumung zahlreicher, am Vorabend genossener Flüssigkeitsbehältnisse...

Mein Bambi war natürlich verschwunden. Was auch sonst. Die Räumlichkeiten im Obergeschoss durfte ich nicht betreten. Das war eigentlich auch nicht schlimm für mich... das Untergeschoss hatte mir - ehrlich gesagt - gereicht. So konnte allerdings denn auch ICH nicht sehen, wo sich das Bambi nach wie vor so viele Stunden des Tages aufhielt. Aber rufen durfte ich sie. Auch wenn ich immer wieder ermahnt wurde... Die Katze höre keinesfalls auf mich, wir müssten nur ganz leise sein, dann käme sie vielleicht runter. Ich habe weiter meinen altbewährten Bambi-Ruf geflötet, und das Bambi kam. Sehr, sehr vorsichtig. Mit weit aufgerissenen Augen. So, als könne sie gar nicht fassen, mich zu sehen. Na, was sollte sie auch denken... nach 4 langen Monaten?

Ich habe mich noch einmal so schlecht gefühlt, wie bei dem Telefonat vor 3 Tagen, in dem mir eine Tierkommunikatorin geraten hatte: "Hol' bloß dei Katz' wiedr! Die verstaht d'Welt nimmer!"

ICH hab' sie verraten. Ausgerechnet ich, der sie doch als einziger vertraut hat. 
Bequatschen habe ich mich lassen. Und mir eingeredet, dass ich ihr was Gutes tue....

Nachdem ich geäußert hatte, dass ich mein Bambi wieder mit nach Hause nehmen werde, begann natürlich ein erbitterter, wortreicher Kampf. Die erwachsene Tochter wurde zur Verstärkung telefonisch hinzu zitiert. Alle Einzelheiten würden diesen Rahmen sprengen. Fakt ist: ich habe nicht nachgegeben und mein Bambi wieder mit heim genommen. Nein, ein zweites mal konnte ich sie nicht verraten.
 
Die Katze, die vor lauter Wut jede Boxentür aufhakeln kann, saß in ihrer Box wie festgewachsen. Leise plapperte sie vor sich hin... die ganze Fahrt lang.

Zuhause aus der Kiste entlassen, hat sie die gesamte Wohnung inspiziert, so als wolle sie schauen, ob alles noch so ist, wie es vor 4 Monaten war. Mit erhobenem Schwänzchen ist sie in mein Bett stolziert, hat sich unter die Decke geschoben und erst mal geschlafen. Frei nach dem Motto: Wenn sie mich nicht sieht, kann sie mich auch nicht wieder weg schaffen!"

Meine Güte.......  4 Monate in Angst zu warten, dass man wieder abgeholt wird.... das werde ich mir nie verzeihen.

Und: NEIN, die Stelle war nicht vorkontrolliert. Da hab' ich wohl was falsch verstanden...
Ich wurde eiskalt an etwas erinnert, was ich eigentlich schon längst weiß und bei allen meinen Tiervermittlungen immer strikt einhalte:

"Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen. Wir müssen zu IHNEN gehen, um zu wissen, wie es um sie steht."

Bambi ist wieder ZU HAUSE! Und da bleibt sie auch. Ein Katzenleben lang.
Basta!

Und so sieht eine Katze aus, die so tut, als sei nix gewesen...



Betty 29.08.2010, 01.14

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Simönchen

Liebe Betty,
ich finde es nicht richtig, dass du das Gefühl hast, die kleine "Maus" verraten zu haben - du solltest viel mehr stolz auf dich sein, sie gerettet zu haben - und das noch rechtzeitig!!! Die Leute sollten sich dafür schämen, dass sie vorgeben, einem Tier zu helfen und ihm SOWAS antun!
Also, mach dir keine Vorwürfe, du machst einen großartigen Job im Tierschutz!
Wir wünschen euch viele und vorallem schöne gemeinsame Jahre!

Simone :ok:

vom 30.08.2010, 20.40
3. von Elli

Es ist gut wenn man Gelegenheit bekommt etwas falsches berichtigen zu können.
Deine Samtpfote wird es dir danken.

LG,Elli

vom 30.08.2010, 14.54
2. von Michaela

oje das arme Bambi, aber jetzt ist wieder alles gut. Wie gut das Du nicht locker gelassen hast und Dich Dein Gefühl nicht getäuscht hat.
Ich hoffe es geht Dir gut. Ich wünsche Euch alles Gute und genießt Eure gemeinsame Zeit.
LG Micha :)

vom 29.08.2010, 11.52
1. von Monika

ja das ist bitter, Betty - sehr bitter

Ich bewundere Euch für Eure Tierschutzarbeit sehr !!!! und ich denk so oft wie können die das nur verkraften. Selbst 1 Vorbesuch - wie wenig sagt das aus. Und diese immense Verantwortung das JA zur neuen Familie zu geben - so schwierig.

Es müsste mehrere Nachkontrollen geben - aber wer macht das schon ? Wer hat die Zeit dafür ?

Und nun geniesst die Zeit ...
Sreichler ans Bambi

Und Dir ? gehts besser, ja ?
LG Monika

PS: haste gesehen, bei mir ist auch ein Tierschutzhund gelandet vor 6 Monaten (Ahanu) :D

vom 29.08.2010, 09.03
Es gibt keine absolute Grenze, keinen unueberbrueckbaren Graben zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren. Nicht evolutionaer, nicht genetisch, nicht hinsichtlich bestimmter Errungenschaften der Evolution, und auch nicht moralisch. (Roger Fonts)